Historische Spiele


Spielen gehört wohl zu den ältesten Bedürfnissen der Menschheit. In früheren Zeiten - lange vor dem Zeitalter von Wii, Nintendo und Gameboy - gehörten unter anderem Brettspiele zu den wenigen Freizeitbeschäftigungen, die sich wirklich jeder preiswert selbst herstellen konnte. Erstmals auf dem Reichsstadtfest besteht nun für jedermann die Möglichkeit, "spielerisch" in diese alten Zeiten einzutauchen. Am Stand der Melkkiwwlreider können verschiedene, damals beliebte alte Spiele ausprobiert werden. Die Spielpläne sind jeweils in die Tische eingearbeitet. Manche der alten Spiele - wie etwa Dame oder Solitär - erfreuen sich heute wie damals großer Beliebtheit und bedürfen keiner großen Erklärung. Die Spielbeschreibungen der heute etwas in Vergessenheit geratenen Spiele finden Sie hier:

Königszabel


wird auch "Hnefatafl" oder "Tablut" genannt und hat vermutlich skandinavischen Ursprung. Es war in der Wikingerzeit (ca. 10 Jhd.) in ganz Nord- Mittel und Osteuropa bekannt und beliebt. Es gibt zahlreiche Spielvariationen. Hier ist die Variante "Tablut" dargestellt:


Königszabel (Tablut) ist eine Art "Schach für Arme" und wird auf einem Spielbrett (Zabel) von 9 mal 9 Feldern gespielt. Einer der beiden Spieler besitzt 8 weiße Spielsteine (Ritter) sowie einen weißen König, der andere besitzt 16 schwarze Spielsteine (Ritter). Diese werden wie unten dargestellt angeordnet.

Königszabel


Ziel ist es für die schwarzen Ritter den weißen König gefangen zu nehmen, für die weißen Ritter logischerweise den König zu beschützen und zum Spielfeldrand und damit in Sicherheit zu geleiten. Auch wenn eine Partei nicht mehr ziehen kann hat diese verloren. Es kann die Variante gespielt werden, wonach die weiße Seite (als Ausgleich für die geringere Anzahl an Spielfiguren) schwarze Ritter gefangen nehmen darf.


Jede Figur bewegt sich nach der Grundaufstellung senkrecht oder waagerecht (nicht aber diagonal) Über beliebig viele freie Felder. Eine Figur wird dann gefangen, wenn sie von zwei gegenüberliegenden Seiten durch gegnerische Figuren eingeschlossen wird. Eine Figur darf jedoch ungestraft zwischen zwei gegnerische Figuren hindurchziehen, ohne dabei gefangen zu werden. Gefangene Ritter werden vom Spielfeld entfernt. Das Feld im Zentrum stellt den Thron dar und darf nur vom König besetzt werden.


Der König ist gefangen, sobald er von vier Gegnern umgeben ist oder von drei Gegnern plus dem Thron. Gelingt es dem König ein beliebiges Feld am Spielfeldrand zu erreichen, so hat die weiße Seite das Spiel gewonnen

Wurfzabel


Früher auch Trictrac oder Puff genannt ist der Vorläufer des heutigen "Backgammon". Es ist vermutlich eines der ältesten Brettspiele der Welt. In Mitteleuropa wurde es spätestens seit den Kreuzzügen (wieder) bekannt.


Die Grundregeln entsprechen weitgehend dem bekannten Backgammon. Im Gegensatz zum Backgammon können jedoch beim Wurfzabel zunächst alle Spielsteine eingewürfelt werden. Danach wird grundsätzlich immer nur die kleinere Augenzahl der beiden Würfel gezogen. Sobald dies nicht mehr möglich ist - z.B. durch eine Blockade - ist der Gegner am Zug. Eine weitere Besonderheit ist der Pasch: Nach einem Pasch werden zunächst viermal der gewürfelte Pasch (z. B. 4x1) gezogen und danach wird der (auf dem Würfel) gegenüberliegende Pasch (hier also z. B. 4x6) ebenfalls viermal gezogen. Kann der Pasch nicht ganz zu Ende gezogen werden, ist der Gegenspieler wieder mit dem Würfeln an der Reihe.

Bohnenspiel


Das Bohnenspiel ist ein relativ "junges" altes Spiel und stammt ursprünglich aus Osteuropa. Von dort hat es sich spätestens seit dem Beginn des 19. Jhd auch nach Deutschland verbreitet.


Das Bohnenspielbrett besteht aus zwei Reihen mit jeweils sechs Spielmulden. An beiden Enden befindet sich zudem größere Mulde, die sogenannte Schatzhöhle. In dieser werden die gefangenen Bohnen gesammelt. Jedem Spieler gehören die sechs Spielmulden auf seiner Seite des Brettes und die rechts von ihm gelegene Schatzhöhle.


Startaufstellung


Als Spielsteine dienen 72 Bohnen. Zu Beginn des Spiels liegen in jeder Spielmulde sechs Bohnen

Königszabel


Ziehen


In jedem Zug entleert ein Spieler eine beliebige seiner eigenen Spielmulden und verteilt dann den Inhalt einzeln, Bohne für Bohne, gegen den Uhrzeigersinn in die folgenden Spielmulden. Die Bohnen werden dabei zuerst in die eigenen, dann in die gegnerischen Spielmulden gelegt. Die Schatzhöhlen werden beim Verteilen natürlich übergangen.


Bohnen fangen


Wenn die letzte Bohne eine Spielmulde auf zwei, vier oder sechs Bohnen auffüllt, so gilt ihr gesamter Inhalt, einschließlich der letzten verteilten Bohne als gefangen. Befinden sich in einer ununterbrochenen Folge davor (also gegen die Zugrichtung und damit im Uhrzeigersinn) weitere Spielmulden mit zwei, vier oder sechs Bohnen, so wird auch deren Inhalt gefangen. Dabei ist es gleichgültig, auf welcher Seite des Spielbrettes sich diese befinden, wichtig ist nur, dass sie eine ununterbrochene Folge bilden.
Die gefangenen Bohnen dürfen in die Schatzhöhle des Spielers gelegt werden.


Spielende


Die Partie endet, wenn ein Spieler nicht mehr ziehen kann. Die Bohnen, die dann noch auf dem Brett sind, gehören dem Spieler, auf dessen Seite sie liegen.
Gewonnen hat der Spieler mit den meisten gefangenen Bohnen.

Rechteckspiel


Das Rechteckspiel kann auf demselben Spielplan wie das Tablut gespielt werden. Beide Spieler setzen abwechselnd je einen Stein. Derjenige, der zuerst ein Rechteck (egal wie groß) mit vier gleichfarbigen Ecksteinen vollendet, hat die Partie gewonnen.



Recherche: DiSzl



Letzte Aktualisierung
02.07.2022, 21:24 Uhr